Das Pferd

Philosophisches Café mit Ulrich Raulff

Wie kommt ein Pferd ins Philosophische Café? Mit Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach! Er hat das Buch "Das letzte Jahrhundert der Pferde" (C. H. Beck) geschrieben. Der Historiker Jürgen Osterhammel preist diesen "Ritt nach Pferdensien", weil das Pferd "Anlass der klügsten und elegantesten Kulturgeschichte ist, die heute in deutscher Sprache geschrieben wird". Die Geschichte der Pferde hilft uns, die menschliche Lebenswelt und ihre Veränderungen zu verstehen. Zumal wenn sie mit so viel Witz und Scharfsinn erzählt wird. Witz galt einmal als die Kunst, Entferntes zusammenzubringen, und Scharfsinn als die komplementäre Kunst, das Nahe auseinanderzuhalten. Eine Unterscheidung aus dem Zeitalter der Pferde. Raulff unterteilt die Epochen in ein Vor-Pferde-Zeitalter und ein Pferde-Zeitalter. Seit einigen Jahrzehnten leben wir im Nach-Pferde-Zeitalter.

"Das Pferd dient, es gehorcht nicht." Anders etwa als der Hund. Ganz anders als Tiere, die zum Schlachten gezüchtet wurden. Das Pferd wurde eine Produktivkraft. An ihm entwickelten sich aber auch Vorstellungen von Würde und Schönheit - so sehr Pferde auch misshandelt und ausgebeutet wurden. Aber schon dass dieses an den geschundenen Pferden auffällt, verrät ihre Sonderrolle. Und nun? Man streichelt Ponys. Man stilisiert Pferde als Sport- und Therapiegeräte. Man ersteigert sie als Prestigesymbole. Und sie wurden zur "Assistenzfigur der weiblichen Pubertät". Aber das Pferd? Es ist in den "historischen Ruhestand" getreten.

Gastgeber: Reinhard Kahl

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