Die Wurzeln der Welt

Philosophisches Café mit Emanuele Coccia
"Der Ursprung der Welt sind die Blätter."

"Dieses Buch ist ein Wunder", begründete die Jury die Vergabe eines französischen Philosophiepreises an Emanuele Coccia, einen Italiener, der Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris lehrt und übrigens sehr gut deutsch spricht.

Coccia fixiert einen blinden Fleck der Philosophie und unserer Mentalität. Wir haben die Pflanzen vergessen. Er rehabilitiert sie als Quelle des Lebens, denn sie mischen Staub und Licht zu etwas Neuem. Sie verwandeln das Anorganische zu Leben. Das Buch "Die Wurzeln der Welt" (Hanser) heißt im französischen Original "La vie des plantes" (Das Leben der Pflanzen) und hat den Untertitel "Une métaphysique du mélange". Die Mischung ist es. So entsteht Welt. Die Pflanzen schaffen neue Verbindungen und sie produzieren Atmosphäre. "Die Pflanze ist die radikalste und paradigmatischste Form des In-der-Welt-Seins." Wir verdanken ihr alles. Und anders als viele Tiere müssen sie nicht töten, um zu leben. So lobt Coccia die kosmische Mélange, den universellen Sex der Pflanzen. Wenn wir sie bewundern, verehren und verstehen, könnten wir dann vielleicht etwas bessere Tiere werden? Und sogar klügere? "Was die Welt ist, müssen wir von den Pflanzen erfragen."

"Die Pflanzen sind die immer offene Wunde der metaphysischen Arroganz, die unsere Kultur definiert."

Gastgeber: Reinhard Kahl

Einführender Text

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