Einsamkeit

Philosophisches Café Extra mit Manfred Spitzer
Der Mensch ist keine Insel. Das ist bekannt. Dass Babys sterben, wenn man ihnen jeden Kontakt vorenthält, auch. Dass aber Einsamkeit kein Randphänomen mehr ist, sondern in der westlichen Welt die Todesursache Nummer eins? Das schreibt Manfred Spitzer in seinem Buch »Einsamkeit – Die unerkannte Krankheit« (Droemer). Spitzer ist ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm, wo er auch das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen gegründet hat.

Seine Therapievorschläge zeigen, worin der Mangel liegt: Tätigkeiten, die Sinn und Freude machen. Ein Zusammenleben, das den Lebensgrund sichert. Immerhin ein Viertel der Bevölkerung hat ein Ehrenamt. Und wer ein Instrument oder Theater spielt, wer Sport macht und mit anderen etwas herstellt, gerät seltener in die gefährliche und gar tödliche Isolation. Braucht eine Gesellschaft, deren Arbeit mehr und mehr an Maschinen abgegeben wird, nicht um so dringender solche Tätigkeiten? Aber welche Schulfächer, fragt Spitzer nur rhetorisch, werden vernachlässigt und sogar gestrichen? Musik, Kunst und Theater.

Die Einsamkeit, von der Spitzer schreibt, ist natürlich etwas anderes als das Glück, zuweilen allein und nur mit sich selbst im Gespräch zu sein – oder auch mal völlig zu schweigen.

Gastgeber: Reinhard Kahl

Teaserbild Manfred Spitzer © Michael Chiaretta

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