Philosophisches Café mit Armen Avanessian
Wo Interessen dauerhaft divergieren, sind Konflikte nicht weit. Das gilt für Politik wie Ökonomie, für das Beziehungsleben wie den Arbeitsalltag. Nicht zuletzt aus weltpolitischer Sicht wird immer deutlicher, dass die Zeitenwende des Jahres 2022 darin bestehen könnte, von einer Ära des angestrebten Konsenses wieder in eine der offen ausgetragenen Konflikte überzugehen. Unsere Welt, wie wir sie kennen, droht an Halt zu verlieren. Doch statt uns aktiv mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, winden wir uns aus ihnen heraus.
Der Philosoph Armen Avanessian fordert deshalb: Wir müssen die Gegenwart aus der Zukunft betrachten. Nur wenn wir heute zu Konflikten bereit sind, wird es ein Morgen geben. In seinem neuen Buch »Konflikt – Von der Dringlichkeit, Probleme von morgen schon heute zu lösen« (Ullstein) legt der an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen lehrende Theoretiker eine ebenso fulminante wie schmerzhafte Diagnose derzeitiger Denkmissstände vor – samt möglicher Therapien. Ein idealer Start in ein Jahr also, das uns im Zeichen des Konflikts gewiss neue Anstrengungen abverlangen wird. Es wird gestritten werden.
Moderation: Wolfram Eilenberger
Bild © Lena Reiner, Zeppelin Universität