44 Prozent der Deutschen, so ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach und des Medienforschungsinstituts Media Tenor, haben derzeit das Gefühl, mit freien Meinungsäußerungen vorsichtig sein zu müssen. Weitverbreitet ist Gefühl, über Reizthemen wie Migration und Geschlechterverhältnisse, Pandemiepolitik und Klimawandel, Ukrainekrieg und Nahostkonflikt nicht offen sprechen zu können, ohne mit gekränkten Reaktionen, gar Shitstorms rechnen zu müssen.
Doch steht dem der Einwand gegenüber, es verhalte sich in Wirklichkeit andersherum: Bei den Beschwerden über Cancel Culture und Sprechverbote handele es sich um die gekränkten Reaktionen derer, die um ihre Privilegien fürchten und sich deshalb gegen gesellschaftliche Fortschritte und den Schutz von Minderheiten stellen. Wie berechtigt ist also die Sorge um die Meinungsfreiheit? Wo verläuft die Grenze zwischen einer streitbaren und einer inakzeptablen, gar menschenverachtenden Position? Wie viel Rücksicht muss auf die Gefühle und Kränkungen der Diskursteilnehmer genommen werden?
Darüber sprechen die Philosophin Thea Dorn und der Soziologe Oliver Nachtwey (Ko-Autor von „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“).
Moderation: Theresa Schouwink
Fotos:
Oliver Nachtwey / privat
Thea Dorn / Peter Rigaud