Philosophisches Café mit Ludwig Fischer
»Zu akzeptieren, dass nur ein Bruchteil der Empfindungen und Erkenntnisse, die unser Leib uns eröffnet und ohne die wir nicht leben können, von unserem Bewusstsein erschlossen wird, fällt uns ›aufgeklärten Europäern‹ schwer.«
Er ist Literaturwissenschaftler und gärtnert. Er schreibt und geht in die Landschaft. Er ist dem Stoffwechsel mit der Natur auf der Spur. Dieser Stoffwechsel wird ganz weit gedacht und empfunden. Wahrnehmungen mit allen Sinnen. Tätigkeiten draußen und am Schreibtisch. Verwandlungen.
Ludwig Fischer geht in seinem Buch »Natur im Sinn« (Matthes & Seitz) den Verwandlungen von Naturerfahrungen zu Literatur nach. Dabei blickt er auf die große Tradition von Nature Writing in den USA und in Großbritannien. Literatur, die immer auch die Selbsterfahrung des wahrnehmenden Subjekts vergegenwärtigt. Fischer stellt Thesen auf und ist in Exerzitien auf der Suche nach einer Sprache, die nicht naiv behauptet, »das ist so«, sondern die Beziehungen schafft. »Es geht, wo von leiblich-sinnlicher Erkenntnis gesprochen wird, nicht einfach um ein ›Fühlen‹, sondern darum, unsere eigene ›Natur‹, die wir mit unserem Leib (der mehr umfasst als unsere materielle Körperlichkeit) sind, als ein ›Gesamtorgan der Erkenntnis‹ jener Natur zu akzeptieren, die wir nicht sind.«
Gastgeber: Reinhard Kahl