Tiere – Beute? Verwandtschaft? Mitbewohner?

Philosophisches Café Extra
mit Richard David Precht und Hilal Sezgin

Lange grenzten sich die Menschen von den Tieren als intelligent und beseelt ab. Die anderen Kreaturen schienen für die Krone der Schöpfung geschaffen. Aber die alten Unterscheidungen werden porös. Je mehr wir über Tiere wissen, desto verwandter werden sie uns. Wir entdecken ihre Einzigartigkeit und wunderbare Vielfalt. Tierethiken werden formuliert. Doch diese neue Sensibilität Tieren gegenüber bleibt überwiegend sentimental. Abgespalten von der Praxis. "Noch nie war die Kluft so groß, die das, was Menschen im Umgang mit Tieren für richtig halten, und das, was tatsächlich praktiziert wird, voneinander trennt," schreibt Richard David Precht in seinem neuen Buch "Tiere denken" (Goldmann).

Hilal Sezgin, ebenfalls studierte Philosophin, hat die Tiere entdeckt, seit sie auf einem Hof in der Lüneburger Heide lebt. Sie versucht ihr Denken mit ihren Beobachtungen und Gefühlen in Übereinstimmung zu bringen - in jene Stimmigkeit, die für Kant der Kern von Vernunft ist. Ihre Bücher "Artgerecht ist nur die Freiheit" und "Hilal Sezgins Tierleben" (beide C. H. Beck) erzählen davon. Sie bezeugen eine Haltung und begründen eine Praxis. "Mein Buch ist nicht radikal", erklärt Hilal Sezgin. "Wir schlachten weltweit in anderthalb Jahren mehr Tiere, als es jemals Menschen gab. Was also ist radikal? Das Plädoyer für ein Ende des Gemetzels - oder das Gemetzel?"

Gastgeber: Reinhard Kahl

 

© Bild Hilal Sezgin, Photo: Ilona Habben

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