Die Udo Keller Stiftung Forum Humanum ist an der Planung und Konzeption des Internationalen Festivals der Philosophie phil.COLOGNE beteiligt. Wir beraten und unterstützen das Festival.
In diesem Jahr haben wir die folgenden Veranstaltungen initiiert und geplant:
Am 7. Oktober 2023 wachte der israelische Soziologe Natan Sznaider in einer anderen Welt auf. „Entsetzt“ und „verzweifelt“ waren unzureichende Worte, um das Massaker der Hamas zu fassen. Aus der Ferne erkannte der Kölner Schriftsteller und Preisträger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels Navid Kermani den Schrecken wieder, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits über so viele Völker im Nahen Osten gekommen war.
Die beiden Freunde erinnerten sich eines leidenschaftlichen Mailwechsels, den sie 2002 nach ihrer ersten Begegnung in Haifa geführt hatten. 21 Jahre später hilft ihr Schriftwechsel, der unter dem Titel Israel. Eine Korrespondenz nun in Buchform vorliegt, die Gegenwart im Nahen Osten zu verstehen. Sie setzen auf der phil.COLOGNE-Bühne ihr Gespräch fort und diskutieren über Krieg und Frieden in einer zerrissenen Region.
Mod.: Wolfram Eilenberger (Di., 11.6., 17 Uhr, Flora Köln)
Sie ist Rechtspsychologin, Expertin für queeres Leben und Lieben und Bestsellerautorin. Er einer der amüsantesten und hintergründigsten Kabarettisten des Landes. Beide vereint eine Faszination für eine alte psychologische und moralische Fundamentalkategorie: das Böse.
Die am University College London arbeitende Julia Shaw geht in Böse – die Psychologie unserer Abgründe der dunklen Seite unserer Psyche nach und untersucht die Faszinationskraft von Psychopathen ebenso wie die alltäglichen Verdrängungsmechanismen der eigenen Psyche.
Florian Schroeder liefert mit seiner Recherche Unter Wahnsinnigen: Warum wir das Böse brauchen eine Zustandsbeschreibung unserer Zeit und konfrontiert sich auch mit seiner eigenen Geschichte. Wie gerne würden wir leicht Freund von Feind trennen, liken oder bashen. Aber so einfach ist der Mensch nicht.
Mod.: Gert Scobel (Mi., 12.6., 21 Uhr, COMEDIA Theater)
Sie heißen Dall•e, Midjourney oder Leonardo. Mittlerweile stehen Hunderte von KI-Bildgeneratoren zur Verfügung, um aus einfachen Prompts komplexe Bildwelten in verschiedensten Stilen zu arrangieren. Was bedeutet das für den Originalitätscharakter von Kunstwerken? Ist der Begriff der „Aura“ endgültig obsolet, den Walter Benjamin noch als wesentlich für das Kunstwerk auffasste? Müssen wir uns grundsätzlich vom Begriff des „Originals“ trennen?
Wolfgang Beltracchi gilt als einer der fähigsten und talentiertesten Kunstfälscher; der Prozess gegen ihn war einer der größten Fälscherprozesse der Nachkriegszeit. Es ist davon auszugehen, dass einige seiner Fälschungen immer noch in Sammlungen und Museen als authentische Werke an den Wänden hängen. Wäre das in digitalisierten Zeiten wie diesen überhaupt noch möglich? Oder werden wir alle zu Fälschern? Mod.: René Scheu (Fr., 14.6., 17 Uhr, COMEDIA Theater)
Am 23. Mai 2024 wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 75 Jahre alt. Für dessen Gültigkeit trägt als letzte Instanz der Judikative das Bundesverfassungsgericht Sorge: eine Aufgabe, mit der auch Prüfungen von Entscheidungen der Exekutive einhergehen, die bisweilen sogar Korrekturen beinhalten. Somit zählt der Verfassungshüter aus Karlsruhe zu den wesentlichen Säulen unseres freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaats.
Der Professor für Öffentliches Recht und Staatsphilosophie Peter M. Huber war 13 Jahre lang Richter am Bundesverfassungsgericht; der gegenwärtige Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung Norbert Lammert war zwölf Jahre lang Präsident des Deutschen Bundestages. Beide blicken auf langjährige Erfahrung in unterschiedlichen Bereichen der geteilten Staatsgewalt zurück und diskutieren das Verhältnis von Judikative und Exekutive. Mod.: Alexander Görlach (Fr., 14.6., 18 Uhr, WDR Funkhaus)
China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Bei aller ökonomischen Verzahnung wird das Land oft kritisch gesehen. Fest steht: Das Verhältnis des Westens zu China wird die geopolitischen und wirtschaftlichen Koordinaten der Zukunft wesentlich beeinflussen. Die politische Ökonomin und Professorin der Johns Hopkins University Yuen Yuen Ang (China’s Gilded Age) beschäftigt sich insbesondere mit den Gemeinsamkeiten Chinas und des Westens. Die Plattform „Apolitical“ wählte Ang zu den 100 politisch einflussreichsten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit. Der Sinologe Daniel Leese erforscht die chinesische Geschichte und Politik ab der Qing-Dynastie und beobachtet die aktuellen Entwicklungen sehr genau (Chinesisches Denken der Gegenwart). Ein Gespräch über China und den Westen, Systemrivalität und Systemgleichheit. Mod.: Alexander Görlach (Sa., 15.6., 17 Uhr, COMEDIA Theater)
Es gibt wenige lebende Philosophen, die für sich verbuchen können, einer ganzen Denkrichtung ihren Stempel aufgedrückt zu haben. Der sogenannte Neue Realismus ist eine solche Strömung. Und einer seiner Köpfe ist der Spezialist für Erkenntnistheorie Markus Gabriel. Weiland der jüngste Professor Deutschlands, hat er eine Vielzahl wichtiger Bücher für die akademische Sphäre und breite Leserschaft vorgelegt. Seinen ersten philosophischen Bestseller Warum es die Welt nicht gibt stellte er schon auf der ersten phil.COLOGNE vor. Zeit für eine grundlegende Befragung: Ist die Welt wieder aufgetaucht? Welche neuen Erkenntnisse beeinflussen seine aktuelle Forschung? Wo können Gesellschaft und Politik von philosophischen Überlegungen profitieren? Markus Gabriel beugt sich über den Kartentisch der Realität und gibt im Gespräch mit Cai Werntgen Auskunft. (So., 16.6., 17 Uhr, BALLONI Hallen)
Marie-Agnes Strack-Zimmermann tritt mit Verve für ihre politischen Überzeugungen ein. Als verteidigungspolitische Sprecherin der FDP Bundestagsfraktion fordert sie ein sicherheitspolitisches Umdenken, um in den westlichen Demokratien Freiheit dauerhaft zu schützen.
Der Kabarettist und Kenner der philosophischen Diskurse Florian Schroeder („Schluss mit der Meinungsfreiheit! Für mehr Hirn und weniger Hysterie“) zeigt, wie man lustvoll und produktiv diskutiert und Denkräume öffnet. Er spricht mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann über unsere Gesellschaft, das Ideal der Freiheit, die Rolle Europas und Deutschlands in einer sich wandelnden Weltordnung. Können Waffen doch Frieden schaffen? Welche Rolle spielt Freiheit und wie muss sich der Liberalismus neu erfinden, um zu überleben? Eine politische, philosophische und auch persönliche Standortbestimmung. (So., 16.6., 20 Uhr, BALLONI Hallen)
Die Welt befindet sich im Umbruch. Von einer von den USA dominierten zu einer multipolaren Weltordnung mit China und Indien als neuen Machtzentren. Das schleichende Ende der Pax Americana stellt die Europäer vor eine enorme Herausforderung: Wie gehen wir mit dem Aufstieg dieser Länder um?
Richard David Precht zufolge liegt die Aufgabe darin, aus althergebrachten Freund-Feind-Mustern auszubrechen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit versammelt das 21. Jahrhundert im Zeichen der globalen ökologischen Katastrophe alle im selben Boot. Meistern können wir sie nur, wenn wir auf das schauen, was alle Länder und Kulturen eint. Es wird kein Jahrhundert des „Entweder-oder“ nach dem Zuschnitt einer Hegemonialmacht mehr sein wie die vergangenen – sondern, will sich die menschliche Zivilisation nicht selbst vernichten: das Jahrhundert der Toleranz. Mod.: Cai Werntgen (Mo., 17.6., 20 Uhr, Flora Köln)