Udo Keller war eine singuläre Gestalt im deutschen Wirtschafts- und Kulturleben. In Pommern 1941 geboren, arbeitete er sich von den ärmlichen Verhältnissen eines Flüchtlingskindes zum wirtschaftlichen Erfolg hinauf. Zunächst als freier Versicherungskaufmann tätig, gründete er 1986 die Finanzdienstleistungsfirma „tecis“ Holding AG. Redebegabt und mit Charisma ausgestattet, machte der Kaufmann sie zu einem europäischen Spitzenunternehmen. Als Sechzigjähriger zog er sich an einen schleswig-holsteinischen See zurück und gründete die „Udo Keller Stiftung Forum Humanum“, die sich dem interkulturellen und interreligiösen Dialog in Forschung, Lehre und Praxis widmet und etliche Initiativen dieser Art unterstützt. Schon als junger Mann hatte ihn die Lektüre der indischen Lehrer Ramakrishna und Vivekananda inspiriert, ebenso taten es die Predigten von Meister Eckhart. Jetzt konnte Keller endlich seiner Berufung folgen. In wenigen Jahren schuf er mit der Alleinförderung des Verlags der Weltreligionen, der Gründung der Akademie der Weltreligionen in Hamburg und der Beteiligung an dem „Forum Scientiarum“ an der Universität Tübingen Zeichen, die weiterhin wirken werden. Nach schwerer Krankheit ist Udo Keller am Mittwoch im Alter von 71 Jahren gestorben.

Martin Kämpchen