Wir sind Gedächtnis

Philosophisches Café mit Martin Korte
Eine Million Gigabyte wird in einer Laufzeit von 80 Jahren gespeichert. Entspricht 2, 5 Millionen CDs. Gewicht 1350 Gramm. Energieleistung 30 Watt. Allerdings fehleranfällig. Und sehr fragil. Die Bewegung an nur einer Stellschraube kann das Ganze verändern. Das ist kein Computer. Keine Maschine. Wir nennen es das Gehirn. »Aber das Gehirn gibt es gar nicht«, schreibt Martin Korte, »da sich das neuronale Substrat durch Gedächtnisprozesse ständig verändert.« Es wächst an seinen Aufgaben. Der Schongang ist schädlich. Seine Zweifel stärken es sogar. Und je mehr Wissen es gespeichert hat, desto leichter nimmt es neues Wissen auf. So bildet sich das Gedächtnis. Sich ständig wiederherstellend und dabei sich wandelnd. »Wir sind Gedächtnis« (DVA) heißt das neue Buch von Martin Korte. Er ist Professor für Neurobiologie an der TU Braunschweig.

Heute entdecken die Lebenswissenschaften in jeder Zelle ihr Gedächtnis. Auch Institutionen haben nicht nur ein Gedächtnis, sie sind es. Und jedes Gedächtnis ist vielstimmig. Zugleich nehmen Informationsmaschinen immer mehr Raum in der Lebenswelt ein. Martin Korte ist weniger darüber besorgt, dass Computer den Menschen ähnlich werden könnten, sondern dass Menschen sich den Maschinen angleichen.

»Wir brauchen einen realen Strom an Ereignissignalen von anderen Menschen für die menschlichste aller Tätigkeiten, zu ergründen, was andere denken und fühlen.«

Gastgeber: Reinhard Kahl

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